Kraft der Trauer – eine Übersicht

Das Buch „Die Kraft der Trauer“ von Claus Maywald stellt Rückblick, Zusammenfassung und Reflexion eines10 jährigen Trauerweges nach dem Verlust der jüngsten Tochter im Jahr 2011 dar. Eine gelungene und ganzheitliche Mischung von Bericht, wissenschaftlicher Auseinandersetzung und Erinnerung, geschrieben mit Emotion und reflektierter Distanz.

Das Buch kann zum Selbstkostenpreis beim Autor erworben werden.

Claus Maywald

Aus der Einführung in das Buch: Die eigene Trauer in ein wissenschaftlich fundiertes Modell über Trauerverhalten einzubinden, ist ein Weg, Sinn in das zu Anfang oft unverständliche Fühlen, Denken und Handeln der eigenen Trauer zu bekommen. Mit einem solchen Vorgehen ordne ich mich in einen Rahmen ein, der mir erlaubt, mein Schicksal und die Wirkung auf mich als allgemeinmenschliches Schicksal zu verstehen. Das lässt mich den eigenen Verlust leichter ertragen. Es ist ein Weg, der zum einen intuitiv kreative und spielerische Elemente in der Trauerverarbeitung wachsen lässt. Zum anderen mischen sich reflexive und analytische Phasen ein – die Trauer nimmt eben Emotion und Verstand in Anspruch und lässt sie beide »arbeiten«. Wenn mir in diesem Zusammenhang das Wort von »Trauerarbeit« in den Sinn kommt, dann sehe ich Tausende von Stunden, in denen ich mich privat, professionell und künstlerisch auf den Weg machte, um den Verlust zu verkraften und sinnhaft in mein Leben einzuordnen. Das gilt in anderer Weise auch für meine Frau Sandra und für unsere Kinder. Im Rahmen der Trauer ist so ein Werk entstanden, das neben Neuem auch viele Momente unterschiedlicher Zeiten meines und unseres Lebens zusammenbindet, es sowohl zu einem tragenden Netz als auch zu einer linear sinnhaften Einheit verbindet. Mit der Darstellung meines und unseres Weges als Aufarbeitung und Reflexion einer schwierigen Zeit ist der Wunsch verbunden, andere mögen den Mut finden, den in ihnen angelegten Impulsen zur Umsetzung zu folgen. Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, nicht aufgrund von irgendwelchen Konventionen, die einem nicht gerecht werden, irgendwann aufzugeben, sondern sich beherzt auf die eigene Reise zu machen. Es lohnt sich, Zeit zum Nachspüren dessen zu verwenden, wie sich die Trauer und der Umgang mit ihr in das eigene Verhalten, die eigenen Ausdrucksformen, Überlegungen, Analysen oder Gestaltungen einmischt. Im Rückblick ist es für mich heute schön zu sehen, wie sich das Leben über die Jahre mit jedem Schritt neu ordnete, wie das so ganz Unvertraute vertraut wurde, bis der Verlust als Teil meines Lebens und Konsequenz meines derzeitigen Seins nicht mehr wegzudenken ist. Dieses Resultat in der Gegenwart nicht zu besitzen, wäre ein weiterer schlimmer Verlust.

Der Klappentext des Buches: Das vorliegende Buch möchte, allgemein gesprochen, eine Verbindung zwischen individuellem Handeln und allgemeiner Theorie im Rahmen eines Trauerprozesses herstellen. Dabei ist der Trauerprozess angebunden an den Tod unserer jüngsten Tochter Lara im Jahre 2011. Der theoretische Hintergrund ist durch das Modell der Trauerfacetten nach Chris Paul gegeben. Während auf der einen Seite der Arbeit das im Lauf der Jahre gezeigte individuelle Agieren in diesem Prozess steht, wird die andere Seite durch das Modell der Trauerfacetten gesetzt. Die Reihenfolge der beiden Seiten, so wie sie sich im Trauerprozess ergeben hat, lässt dabei immer zuerst das Agieren vor die Reflexion treten. Die Reflexion über die vorgenommenen Handlungen und Gestaltungen spielt erst zu einem späteren Zeitpunkt im Trauerprozess eine größere Rolle, ohne aber die prinzipielle Reihenfolge von Aktion und Reflexion aufzuheben. Auch sorgen die Verbindungen zwischen dem konkreten Agieren und der Reflexion darüber immer wieder für Überraschungen. Erst im Nachhinein legte ich dem eigenen Handeln das theoretische Konzept unter, um zu erkennen, wie die Theorie in der praktischen Umsetzung ihre individuelle Form fand. Die dabei konkret gefundenen Formulierungen lauten: Welches Handeln und welche Umsetzungen und Ideen passen zu welcher Trauerfacette? Wo lässt sich das individuelle Tun einordnen? Mit der Reflexion habe ich mich nicht nur an ein von mir unabhängiges theoretisches Modell angelehnt, sondern mich gleichsam selbst auf meinem Trauerprozess begleitet. Um Halt und Erkenntnis zu finden, sah ich mir die Wegmarken meines Trauerwegs an und ordnete sie den Facetten zu. Es ergab sich somit eine Verbindung zwischen dem individuell Erlebten und dem allgemein Fassbaren, wie es sich in dem Konstrukt der Trauerfacetten niedergeschlagen hat. Hier fand ich mich wieder, auf dem eigenen Weg von der Situation in die Reflexion und die anschließende Integration des Erlebens und Auslebens. Dieser Weg durch die Trauer wird von mir heute als ein Prozess der Reifung wahrgenommen. Die Kraft, die diesen Prozess bewegt und in ihm entspringt, bezeichne ich als »Kraft der Trauer«

CM 15.9. 2022