Der kaukasische Hangmümmler – das Exposé zur Ausstellung

Exposé für die Ausstellung „Fake-News oder Wahrheit –  Der kaukasische Hangmümmler“ Claus Maywald Der kaukasische Hangmümmler Exposé zur Ausstellung

I EINFÜHRUNG

Der Hangmümmler – die Ebene von Wahrheit und Fiktion

Die Ausstellung stellt den kaukasischen Hangmümmler sowohl in seiner kultur-und wissenschaftshistorischen Wahrnehmung, als auch in seiner biologischen Dimension dar. Beide Bereiche ermöglichen dem Besucher der Ausstellung einen breiten Einblick in Leben und Geschichte eines Tieres, das bis dato noch nie in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit geraten ist. Der Grund dafür ist einfach zu verstehen – den Hangmümmler hat es nie gegeben.

Er lebt, weil er aus der Phantasie seiner Schöpfer entsprungen ist, weil Doku-mente und Fakten aus anderen Zusammenhängen geschickt und mit Humor zusammen gestellt wurden. Damit ist der Besucher der Ausstellung angehalten, sich zu fragen, welche der Informationen, Objekte und Fakten echt sind oder was dazu dient, die Fiktion aufrecht zu erhalten. Alles Dargestellte versucht den Besucher vom Gegenteil zu überzeugen, weist auf ein existierendes Tier hin, und bringt ihn mit dem Hinweis auf die „Fake-News“ des Hangmümmlers in die Verlegenheit, an den einzelnen Objekten und Beschreibungen nachzuprüfen, was wahr oder was erfunden wurde.

Fiktion und Wirklichkeit durchdringen sich und verdichten sich zu einem Gewebe, in dem durch Erzählen und Fantasieren eine fiktive Wirklichkeit geschaffen wird, jenseits gesicherter Fakten, aber auch nicht ohne diese.

Fake-News oder Wahrheit ist daher die Frage. Wir hoffen, der Besucher kommt am Ende kritisch bereichert und amüsiert aus der Ausstellung wieder heraus.

II DANKSAGUNG

Der Dank geht an die „Gesellschaft zur Wiederbelebung ausgestorbener und gefährdeter Tiere“  (GEWAGT) e.V.“ unter dem gegenwärtigen Vorsitzenden Dieter Steuer, an die Kollegen und Kolleginnen aus Eriwan – namentlich an Dr. Joshua Posch vom Historischen Museum, die Diplom-Bibliothekarinnen Elsah Asenkrü al Mel, Anna Schwämm-Chenropanna und Soniave Gansushi aus der dortigen Bibliothek, an Herrn F. Juri Schwalbe vom Institut für internationale Beziehungen und Sir Julian Bryt von der englischen Botschaft in Eriwan als aufmerksamer Vermittler vor Ort.

 Das Museum in Alzey bekam den Zuschlag für die Ausstellung zum einen aufgrund der dort vorhandenen natur- und kulturhistorischen Ausprägung von Sammlung und Präsentation, zum anderen aufgrund der vorzüglichen Kontakte zum Forscherteam von Dr. Alexandra[1] und Dr. Claus Maywald[2] und deren Verbindungen nach Armenien, sowie dem in Mainz ansässigen Verein GEWAGT e.V. (Gesellschaft zur Wiederbelebung ausgestorbener und gefähr-deter Tiere) unter der Leitung von Dieter Steuer.

 III AUSSTELLUNGSEBENEN

1 Der Hangmümmler – die kulturhistorische Ebene

Die kulturhistorische Überlieferung des Hangmümmlers spannt den Bogen von der römischen Antike bis zur Gegenwart. Seine Darstellung wird in mehreren mittelalterlichen Handschriften, in Inkunabeln und Frühdrucken des 16. Jahrhunderts nachgewiesen. Während das 17. Jahrhundert aufgrund der in Europa angespannten Lage nur noch mit einem Nachweis aufwarten kann, finden wir das Tier gelegentlich in unterhaltsamen und lehrhaften Büchern für die Jugend des 18. und 19. Jahrhunderts wieder. Ergänzt wird diese Einheit durch einen Blick auf die lokale Traditionen des 19. und  20. Jahrhunderts, so wie sie in der Kaukasusregion gelebt wurde.

Die Höhepunkte in diesem Bereich bilden auf der einen Seite die früheste Darstellung eines Hangmümmlers in einem aus der Spätantike entlehnten Physiologus des 9. Jahrhunderts,  eine Hangmümmlerinitiale in der „Peregrina terram sanctam“ von Bernhard von Breydenbach, Mainz 1488,  und auf der anderen Seite der frühe Artikel von F.P. Wilmsen im Handbuch der Naturge-schichte, Berlin 1831, sowie das Bildnis der heiligen Lara und ihrer Familie aus einer nordarmenischen Kirche, welches Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffen wurde.

2 Der Hangmümmler – die wissenschaftshistorische Ebene

Die wissenschaftshistorische Darstellung beginnt im 16. Jahrhundert mit einer Darstellung des Hangmümmlers in Conrad Gessners berühmten Thierbuch in der Ausgabe von 1565. Daran schließen sich zwei Jahrhunderte später Aufzeichnungen von Carl von Linné  und mehrere Dokumente der wissen-schaftlichen Kaukasus Expedition von Robert Schoppman an, darunter sein Expeditionstagebuch.

Charles Darwins kurze Erwähnung des Hangmümmlers in seinem berühmten Buch „Origin of Species“  und der Artikel in Brehms Tierleben sind dann ebenso vorhanden wie die diverse Korrespondenz zwischen den Instituten von Moskau, Berlin und Paris.

3 Der Hangmümmler – sein Aussterben

Mit eindrucksvollen Dokumenten vor allem aus dem Bundesmilitär-Archiv in Freiburg/Br. wird das Aussterben des Hangmümmlers im Verlauf des zweiten Weltkriegs belegt.

4 Der Hangmümmler – die Biologie

Die Stellung des Hangmümmler in das Ökosystem des Kaukasus wird ebenso wie die bisher bekannten biologischen Fakten zum Hangmümmler in der Ausstellung ausführlich dargestellt.

Das Prachtstück der Ausstellung stellt sicherlich das einzig vollständig erhaltene Präparat eines Hangmümmlers aus dem Historischen Museum in Eriwan (Armenien) dar.

IV AUSSTELLUNGSBEREICHE

Der Hangmümmler – Übersicht über die Teile der Ausstellung

Die gesamte Ausstellung teilt sich in die Bereiche:

– Geschichte der Ausstellung

– Wissenschafts- und Kulturgeschichte zum Hangmümmler

– Biologie des Hangmümmlers

In diesem Rahmen ergeben sich die folgenden Kapitel:

 1 Die Biologie des Hangmümmlers                                                           

 Anpassung und Überleben in schwierigem Gelände

Unterbereiche dieser Abteilung sind:

1.1  Abiotische Faktoren im Lebensraum des Hangmümmlers

1.2 Die Pflanzenwelt des Kaukasus – Lebensgrundlage für den Hangmümmler

1.3 Die Tierwelt des Kaukasus unter spezieller Berücksichtigung der Paarhufer

1.4  Ausgestorbene und vom Aussterben bedrohte Tiere im Kaukasus

1.5 Ökologie und Evolution des Hangmümmlers

 2 Frühe Darstellungen des Hangmümmlers                                   

Die Geschichte der bildlichen Überlieferung von der Spätantike bis ins 18. Jahrhundert

3 Die Kaukasusexpedition Robert Schoppmann 1791-1794                      

 Der Beginn der modernen Forschung im 18. Jahrhundert

4 Die Wissenschaft im 19. Jahrhundert

 Die Forschung nimmt den Hangmümmler in den Fokus

5 Populärwissenschaft im 19. Jahrhundert                        

Der Hangmümmler in der populärwissenschaftlichen Literatur

 6 Forschung im 20. Jahrhundert                                                    

 Auf den Spuren des Hangmümmlers – die internationale Erforschung des Tieres

7 Der letzte Hangmümmler                                                            

Das Aussterben des Hangmümmlers infolge des zweiten Weltkriegs

8 Der Hangmüller im Alltag der Menschen des Kaukasus

Wappen, Heilige, Souvenir und Reklame – das Tier unter dem Schutz der einheimischen Bevölkerung

9 Gegen das Vergessen

 Die „Wiederentdeckung“ des ausgestorbenen Hangmümmlers

Zur Ausstellung und ihrer Vorgeschichte

 Insgesamt werden über 50 größere und kleinere Objekte aus der Zeit vom 9. bis zum 20. Jahrhundert mit Bezug zum Hangmümmler ausgestellt werden, darunter drei wertvolle Handschriften, zwei seltene Autographen, Karten, Briefe und Dokumente aus dem Kaukasusgebiet, vorzüglich aus Armenien und Europa, dazu das weltweit einzig vollständig erhaltene Präparat des Tieres. Die Ausstellung bietet zum ersten Mal einen vollständigen Überblick über ein Tier, daß wie Dronte, Quagga und Moa durch das Wirken des Menschen ausgerottet wurde.

 V Die Ausstellungsplanung im Museum der Stadt Alzey

Die Ausstellung findet vom 30.1. 2018 bis zum 15.4. 2018 im Museum der Stadt Alzey statt. Zur Ausstellungseröffnung am Montag, den 29.1. 2018 werden Dr.phil. Karneth, Dr.phil. Heller-Karneth, Dr.rer.nat Wiebelt-Maywald, Dr.rer.nat. Kögel, Dieter Steuer, und Dr.phil.Dipl.päd. Maywald sprechen. Für die musikalische Begleitung in Form von armenischen Volksliedern sorgen der Komponist Jürgen Krekel und die Pianistin Dorothea Echarti.

Wir hoffen darüber hinaus, ein paar Überraschungsgäste begrüßen zu dürfen.

VI Die Finanzierung der Ausstellung

Die Finanzierung erfolgt bis jetzt aus den privaten Mitteln der Ausstellungs-macher. Für Katalogfinanzierung und Ausstellungsdesign sind Verhandlungen im Gang.

Die voraussichtlichen Kosten verteilen sich folgend:

– Objekte und Leihgaben ca. 2500 Euro

(von den Ausstellungsmachern bereits übernommen)

– Katalog ca. 2500 Euro

– Banner etc. ca. 2000 Euro

VII Die Unterstützer der Ausstellung

In Alzey haben sich mehr als ein Dutzend Geschäftsleute bereit erklärt, für die Ausstellung zu werben und/oder direkt in Form von kleinen Zuwendungen zu unterstützen.

Schulpartner der Ausstellung ist die Private Hildegardisschule Bingen (Gymnasium).

 

 

[1] Dr. Alexandra Wiebelt-Maywald ist Neurobiologin und Germanistin und arbeitet als Gymnasiallehrerin.

[2] Dr. Claus Maywald ist Historiker, Kunsthistoriker, Pädagoge, Buchbinder, Buchrestaurator, freischaffender Künstler sowie qualifizierter Sterbe- und Trauerbegleiter.